Perlen der Religionen

Biographisches Erzählen im Dialog

 

„Wie kommt „man“ dazu, wie sind Sie dazu gekommen, Mitglied einer Sufi-Gemeinschaft zu werden?“ Die aus dem Iran stammende Frau erzählt von der religiösen Atmosphäre in ihrem schiitisch-muslimischen Elternhaus und von poetischen Impulsen im Persischunterricht in der Schule.

 

„Was bewegt einen jungen Mann dazu, was hat Sie dazu bewegt, sich für einen Lebensweg als katholischer Priester zu entscheiden?“ Der Priester, inzwischen im Ruhestand, erzählt von seinen Erlebnissen als Jugendlicher im kriegszerstörten Köln, von der katholischen Jugendarbeit im Konflikt mit der Hitler-Jugend, von Bewahrungen im Bombenkrieg und der Aufbruchsstimmung nach 1945.

 

Die Gesprächsreihe „Perlen der Religionen“ läuft bei RfP-Witten seit 2001. Gesprächspartner sind Frauen und Männer aus verschiedenen Religionen und Konfessionen und unterschiedlicher ethnischer und kultureller Prägung, die hier am Ort leben.

 

Intention der Gespräche ist es, durch biographisches Erzählen mehr von der lebendigen Schönheit der Religionen und von ihrer Bedeutsamkeit für das einzelne Menschenleben sichtbar werden zu lassen. Denn wir bewegen uns im Dialog ja nicht nur auf der Ebene des „lexikalischen Wissens“ über andere Religionen, sondern erfahren und erspüren durch Begegnungen und erst recht durch biographisches Erzählen, wie der Glaube gelebt wird. Das ist für jeden einzelnen Menschen verschieden, einmalig, unverwechselbar, auch innerhalb der jeweiligen religiösen Gemeinschaften. Eben darin scheint das lebendige Göttliche im Menschlichen auf. Konkret, unverwechselbar, liebenswert.

 

Wir bitten die GesprächspartnerInnen, uns etwas sehen, hören, spüren zu lassen von den „Perlen“ dieses Glaubens, die in ihrem eigenen Leben eine Rolle spielen: biografische Erinnerungen, prägende Riten, besondere Texte oder Lieder, die dem eigenen Leben Impulse und Tragkraft gegeben haben und geben. Das ist eine sehr persönliche Fragestellung. Wir als Zuhörer versprechen, mit den „Perlen“ behutsam umzugehen, die uns zum Anschauen anvertraut werden.

 

Die Gesprächsabende verlaufen meist in zwei Schritten: Zunächst „interviewt“ der Gesprächsleiter die jeweilige GesprächspartnerIn des Abends. Dann, nach einer Pause, besteht die Möglichkeit zu Zusatzfragen oder Reaktionen aus der Runde der Anwesenden.

 

Die Gespräche orientieren sich an den folgenden Themenkreisen. Dabei gilt die Spielregel: Es darf alles gefragt werden, aber vielleicht gibt es nicht auf alles eine Antwort.

  • Wie wurden in Ihrer Kindheit Wurzeln gelegt für Ihren muslimischen (oder ... ) spirituellen Weg?
  • Haben Sie sich auch gerieben an Glaubensregeln oder -vorstellungen Ihres Elternhauses?
  • Erzählen Sie uns von besonderen Ereignissen, Entdeckungen und Dornen auf dem spirituellen Weg bis heute?
  • Wann spüren Sie besonders deutlich, dass Sie gerne Buddhist (oder ... ) sind?
  • Gibt es auch Bereiche oder Erlebnisse, bei denen Ihnen das schwer fällt?
  • Was schätzen Sie an Ihrer evangelischen (oder ... ) Religionsgemeinschaft ganz besonders?
  • Gibt es auch Bereiche in Ihrer Gemeinschaft, an denen Sie sich reiben?
  • Wie erleben Sie den Umgang mit Menschen anderer Religionen?
  • Was schätzen Sie an interreligiösen Begegnungen? Was nervt Sie daran?
  • Was wünschen Sie „den anderen“, also uns, die wir nicht Bahà’í (oder ... ) sind? was sollten wir wissen, verstehen, erleben?

 Eindrucksvoll ist es, wenn die GesprächspartnerInnen uns Texte oder Lieder vorlesen oder rezitieren, die für sie eine besondere Rolle spielen oder gespielt haben. Die TeilnehmerInnen der Reihe wurden durch die Fragen und Geschichten wiederholt so stark angeregt, auch den eigenen spirituellen Weg zu erinnern und zu erzählen, dass an einigen Abenden zwischendurch Erzählrunden für alle stattfinden zum Beispiel zur religiösen Prägung in der Kindheit. „Perlen der Religionen“ ist eine Reihe von Glaubensgesprächen in solcher Dichte, wie sie selten zu finden sind.

 

 

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